Wo und wie kann der Ruhestand angenehm gestaltet werden?

In Großstädten sind hohe Wohnkosten im Alter belastend, während außerhalb die Wege im Alltag lang sein können. Es gibt jedoch seniorenfreundliche Kleinstädte – und darunter einen statistischen Favoriten. 

Der Wunsch, im Alter in einer Großstadt zu leben, wird aktuell nicht durch Zahlen widergespiegelt. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov unter Senioren ab 60 Jahren bevorzugen 46 Prozent die Kleinstadt, wenn sie ihren Wohnort frei wählen könnten. Nur jeder vierte Rentner favorisiert die Großstadt. Dabei möchten Senioren für ihren Alltag vieles in ihrer Nähe haben. 

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73 Prozent gaben in einer Umfrage an, dass ihnen kurze Wege zu Supermärkten, Apotheken und Ärzten sehr wichtig sind. Fast genauso wichtig waren den Befragten viel Grünflächen, Ruhe und eine gute Nachbarschaft. Doch erfüllt das Leben auf dem Land mit kurzen Wegen zum Supermarkt oder Arzt diese Anforderungen? Im Allgemeinen benötigen Menschen auf dem Land länger Zeit für den Weg zum Arzt, zum Supermarkt oder zur Apotheke. Laut Statistischem Bundesamt liegt die nächste Apotheke durchschnittlich etwa sieben Autominuten entfernt. Die Streuung ist jedoch groß: Während in Großstädten die nächste Apotheke nur knapp zwei Minuten entfernt ist, beträgt die durchschnittliche Fahrzeit in dünn besiedelten Regionen Brandenburgs 14 Minuten. 

Ähnlich verhält es sich mit Supermärkten. Im deutschlandweiten Durchschnitt ist der nächste Supermarkt in 12 Minuten erreichbar. In Großstädten sind es hingegen nur drei Minuten, während die Fahrzeit in ländlichen Regionen auch über 20 Minuten betragen kann. In der Regel erreichen jedoch 88 Prozent der Bevölkerung den nächsten Lebensmittelladen innerhalb von fünf Autominuten. 

Bei Hausärzten sieht es anders aus. Es besteht praktisch kein klarer Unterschied zwischen einer Groß- oder Kleinstadt. Im Jahr 2022 waren in Deutschland insgesamt 421.000 Ärzte tätig, davon mehr als 44.600 im Bereich Allgemeinmedizin. Die hausärztliche Versorgung in Deutschland ist daher auf einem hohen Niveau. Allerdings variiert die Versorgung je nach Bevölkerungsdichte regional unterschiedlich: In Baden-Württemberg gibt es beispielsweise etwa 62 Hausärzte pro 100.000 Einwohner, während die Dichte von Allgemeinmedizinern in Großstädten deutlich höher ist. Dennoch lässt sich kein systematischer Unterschied zwischen Land und Stadt feststellen, da selbst Frankfurt am Main eine geringe Anzahl an Hausärzten hat.

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Die Großstadt bietet Vorteile in Bezug auf die Wegstrecken, aber wie sieht es mit den Wohnkosten aus? Sind Mieten im ländlichen Raum tatsächlich günstiger? So einfach ist es nicht. Eine Studie der Cambridge University zeigt, dass sich die finanzielle Belastung für das Wohnen im Ruhestand erhöht, insbesondere wenn man kein Eigenheim besitzt. Um die Unterschiede bei den Wohnkosten zu analysieren, haben die Autoren der Studie die Ausgaben in Relation zum Renteneinkommen gesetzt – sowohl für Miethaushalte als auch Eigentümerhaushalte. Dabei zeigen sich Unterschiede: Die Belastung durch Wohnkosten steigt bei Eigentümern von 13,8 Prozent auf 15,7 Prozent an. Bei Mietern liegt sie höher und steigt von 25,9 Prozent auf 28,7 Prozent. Gemäß dieser Studie stellen Städte wie München, Berlin oder Düsseldorf finanzielle Herausforderungen im Ruhestand dar. Denn dort gibt es kaum noch neuen Wohnraum. Senioren müssen hohe Mieten für wenig Platz akzeptieren wollen sie ihren Lebensraum verkleinern. In Berlin beispielsweise kann man mit einer Erhöhung der Miete um bis zu 20 Prozent rechnen. Da Immobilienkonzerne wie Vonovia außerdem einen Baustopp vor allem in Großstädten ab dem Jahr 2024 angekündigt haben; führt dies nicht nur zur Erhöhung der Miete sondern heutzutage schon dazu dass doppelt so viele Senioren Grundsicherung beziehen müssen wenn Sie in einer Großstadt leben möchten. Aus diesem Grund entscheiden sich viele Senioren für eine Kleinstadt oder sogar das Landleben, wo die Wohnkosten oft niedriger sind und man mehr Platz zur Verfügung hat.

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Doch nicht nur finanzielle Aspekte spielen bei der Wahl des Ruhestandsortes eine Rolle. Auch soziale Kontakte und Aktivitäten sollten berücksichtigt werden. In Großstädten gibt es zwar ein breites Angebot an kulturellen Veranstaltungen, aber auch in kleineren Städten oder auf dem Land finden regelmäßig Events statt – von Volksfesten bis hin zu Konzerten im örtlichen Kulturzentrum. Auch das Thema Gesundheit spielt im Alter eine wichtige Rolle: Eine gute ärztliche Versorgung sowie Möglichkeiten zum Sport treiben und Entspannen sollten vorhanden sein. Hier haben sowohl Stadt als auch Land ihre Vor- und Nachteile: Während in der Stadt meistens bessere medizinische Einrichtungen vorhanden sind, bietet die Natur auf dem Land zahlreiche Möglichkeiten für Bewegung wie Spaziergänge oder Radtouren.

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Letztendlich hängt die Entscheidung über den idealen Ruhestandsort jedoch immer vom individuellen Lebensstil ab – ob man lieber mitten im Trubel lebt oder es eher ruhiger angehen möchte. Doch eins ist sicher: Mit einer sorgfältigen Planung kann jeder seinen wohlverdienten Ruhestand genießen!