Klein- und Privatanleger unter den Senioren in Deutschland sind es mittlerweile gewohnt, Aktien und ETFs für nur einen Euro pro Transaktion zu erwerben und Sparpläne ohne Gebühren zu nutzen. Doch diese Ära wird im Jahr 2026 enden, da die Europäische Union beschlossen hat, das Erlösmodell von Neo-Brokern wie „Scalable Capital“ und „Trade Republic“ zu verbieten. Diese Entscheidung betrifft auch Online-Broker und für Deutschland gilt eine Frist bis zum 30. Juni 2026. 

Dies bedeutet, dass die Anleger der Ü50-Generation gezwungen sein werden, zu den Preisen anderer Broker zu handeln und Bestellungen könnten mehrere Euro kosten, auch für Sparpläne. Zum Beispiel verlangt die DKB-Bank eine Orderprovision von 10 Euro pro Trade bis zu einem Volumen von 10.000 Euro, was bei einem Sparplan von 100 Euro im Monat bis zu 120 Euro im Jahr ausmachen kann. Ähnlich verhält es sich beim S Broker der Sparkasse, wo jede Bestellung 4,99 Euro plus 0,25 Prozent des Bestellwerts kostet. Flatex verlangt eine Bestellprovision von 5,90 Euro und die ING eine Orderprovision von 4,90 Euro plus 0,25 Prozent des Ordervolumens. 

EU-Regulierung beim Aktienkauf

Obwohl das EU-Parlament dem Vorschlag der EU-Kommission noch zustimmen muss, gilt dies als Formsache. Senioren, die als Kleinanleger agieren, müssen sich nun darauf einstellen, dass sie in Zukunft tiefer in die Tasche greifen müssen, um ihr Portfolio zu verwalten. 

Das Neobroker-Geschäftsmodell steht auf der Kippe: Broker wie „Trade Republic“ und „Scalable Capital“ verdienen ihr Geld durch ein Modell, das beim Aktienkauf viele Gebühren vermeidet, indem es Payment for Order Flow (PfOF) einsetzt. Dies bedeutet, dass Broker (wie „Trade Republic“) dafür bezahlt werden, die Aufträge ihrer Kunden nur an bestimmte Börsen weiterzuleiten. Nur so können sie die Handelsgebühren pro Trade für ihre Anleger, also z.Bsp. dich als Senior, senken. Die EU will diese Praxis jetzt verbieten, um den „Wilden Westen“ des Finanzmarktes zu regulieren. Der Grund: Der Anleger weiß nicht, ob er beim Kauf den besten Preis erhält, da der Neobroker aufgrund der PfOF-Verträge keine anderen Börsen im Angebot hat. Dadurch entfällt die Konkurrenz zwischen den Handelsplätzen, die herkömmliche Direktbanken anbieten. Sie garantieren „Best Execution“ für jeden Trade, es fallen aber auch hohe Ordergebühren an. 

Vermögensverwalter Andreas Beck hält den Ansatz der EU-Kommission, den „Wilden Westen“ des Finanzmarktes zu regulieren, für sinnvoll und im Interesse der Verbraucher. Aber die „Stiftung Warentest“ sieht nur einen theoretischen Verlust für die Kunden. „Stiftung Warentest“-Redakteur Roland Aulitzky sagt dazu: „Es gibt keine Belege dafür, dass Anleger Neo-Brokern aufgrund von Exklusivverträgen höhere Preise zahlen als an anderen Handelsplätzen“. 

Für den Gründer und Co-CEO des Neo-Brokers „Scalable Capital“ Erik Podzuweit wäre ein Verbot von PfOF ein großer Nachteil für Verbraucher, vergleichbar mit einer Zigarettensteuer auf Aktien. Podzuweit vermutet, dass die großen Börsen in Brüssel erfolgreich Lobbyarbeit betreiben, um ihre Quasi-Monopolstellung durch die Neo-Broker zu schützen. Nicht nur sein Unternehmen, sondern vor allem der Privatinvestor würde darunter leiden. Auch der Anlageexperte Christian W. Röhl sieht das Verbot als Angriff auf die Demokratisierung der Finanzanlage und warnt, dass die Neo-Broker-Kultur in Deutschland durch EU-Regulierung gebremst werden könnte. Röhl befürchtet, dass das Verbot die Aktienkultur in Deutschland, die gerade entsteht, erneut zerstören würde. Aber noch hast du 2 Jahre Zeit, in der du bei Trade Republic wunderbar deine Rente aufbessern kannst.