Eine Senioren-WG als Schutz gegen Altersarmut?  

Die steigenden Miet- und Energiepreise sowie der knapper werdende Wohnraum zwingen viele ältere Menschen dazu, nach günstigeren Wohnalternativen zu suchen. Eine davon ist die Wohngemeinschaft. Kerstin (67) und Rainer (69) haben sich vor fünf Jahren zusammengetan und leben seitdem in einem alten Bauernhaus, das Rainer vor zehn Jahren nach seiner Scheidung gekauft hatte. Obwohl das Dorf eine Weile lang annahm, dass sie ein Paar wären, ist das nicht der Fall. Sie renovieren gemeinsam das Haus und sind zufrieden mit ihrem unkonventionellen Lebensstil. 

Kerstin lebte ursprünglich in einem kleinen Dorf an der niederländischen Grenze, bis ihr Mann starb. Sie konnte das gemeinsame Haus nicht mehr finanzieren und musste es verkaufen, um ihre Schulden zu begleichen. Sie zog mit ihrem neuen Partner in eine gemeinsame Mietwohnung, aber auch dieser Traum zerbrach, als ihr Partner starb. Sie konnte die Wohnung allein nicht finanzieren, da ihre Rente nicht ausreichte. Ihre Tochter hatte jedoch eine Lösung: Der Nachbar Rainer hatte vor ein paar Jahren ein renovierungsbedürftiges Bauernhaus gekauft, das ihm über den Kopf wuchs. Kerstin und Rainer kannten sich bereits und als Kerstin ihre Tochter besuchte, bot sich eine Gelegenheit. „Ich fand das eine gute Lösung. Er brauchte Hilfe. Ich brauchte Wohnraum“, sagt Kerstin. 

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Günstig und gesellig: Warum Senioren-WGs im Trend liegen 

Wusstest du, dass in Deutschland mittlerweile mehr als ein Sechstel der über 65-Jährigen von relativer Armut bedroht ist? Das bedeutet, dass viele Senioren kaum genug Geld haben, um sich über Wasser zu halten. Zum Beispiel erhält Kerstin nur 850 Euro Rente und kann sich damit keine Wohnung leisten. Aber zum Glück gibt es Menschen wie Rainer, der mit seinen 160 Quadratmetern viel Platz im Haus hat und bereit ist, anderen zu helfen. Als er Kerstin fragte, ob sie ihm ein bisschen unter die Arme greifen könnte, zögerte sie nicht lange und zog 2018 bei ihm ein. 

Seitdem arbeiten die beiden Senioren zusammen an der Renovierung der für Kerstin bereitgestellten Räume. Dabei haben sie auch die gemeinsame Küche und das Esszimmer auf Vordermann gebracht. Die Entscheidungen werden gemeinsam getroffen und jeder hilft, wo er kann. Kerstin betont, wie wichtig es für sie ist, dass sie gemeinsam an einem Strang ziehen. Rainer ist glücklich über die Hilfe und scherzt, dass er meistens auf Kerstins Vorschläge hört, um Ruhe zu haben – wie im richtigen Leben eben. 

Die Senioren arbeiten fleißig an der Renovierung ihres Hauses und nehmen alles selbst in die Hand. Derzeit geht es um das Badezimmer im Obergeschoss, für das sie sich Inspirationen im Internet suchen und dann loslegen. Meistens klappt alles reibungslos, manchmal müssen sie jedoch etwas nachbessern. Trotz kleinerer Fehler sind die beiden mit dem Ergebnis zufrieden. Dabei schätzen sie besonders den Freiraum, den sie genießen können. Jeder lebt sein eigenes Leben und ist dem anderen keine Rechenschaft schuldig. Dennoch sind sie glücklich, im gemeinsamen Haus zu leben. Rainer hat aufgrund eines Unfalls in seiner Kindheit Schwierigkeiten mit Lesen und Schreiben, weshalb ihm Kerstin oft zur Seite steht. Sie liest ihm vor oder recherchiert für ihn im Internet. Außerdem kümmern sie sich gemeinsam um ihre Hunde und sorgen dafür, dass immer jemand zu Hause ist. So können sie sich gegenseitig helfen, wenn es einmal schlecht geht. 

Die beiden haben das passende Konzept für sich entdeckt. Vorher haben sie über die finanziellen und anderen Vereinbarungen gesprochen und sie schriftlich festgehalten. Rainer ist der Eigentümer des Hauses und trägt auch die Kosten für das benötigte Material. Kerstin unterstützt bei der Renovierung, kocht und kümmert sich um andere Aufgaben. Dafür zahlt sie nur einen Teil der Nebenkosten. Viele Entscheidungen werden gemeinsam getroffen und beide achten aufeinander. Trotzdem gibt es eine klare Vereinbarung, auf die keiner von ihnen verzichten möchte, betont Kerstin: „Und vor allem von Anfang an klar machen, dass jeder machen kann, was er will. Dass wir kein Paar sind, wo der eine den anderen um Erlaubnis fragen muss.“ Die beiden Senioren denken nicht weit in die Zukunft. Im Moment sind beide gesund. Wie es in ein paar Jahren aussieht, kann niemand vorhersagen. Wenn sie darauf angesprochen werden, bleiben beide entspannt. Rainer macht sich darüber keine Gedanken. Für ihn ist klar: „Es kommt sowieso, wie es kommt.“ Kerstin hat in den letzten Jahren bereits einige schwere Zeiten durchgemacht. Auch sie denkt nicht über die Zukunft nach: „Wir warten einfach ab, was auf uns zukommt und schauen dann. Warum sollte man große Pläne machen? Ich habe gelernt, keine großen Pläne zu machen. Sondern immer die jeweilige Situation zu bewältigen, die auf einen zukommt. 

Wenn Dir die Idee einer Senioren-WG gefällt, dann schau mal auf diesen Seiten vorbei. 

https://www.wohnen-im-alter.de/ 

https://www.seniorenwohngemeinschaften.de/